Ausgewählte Klimaschutzmaßnahme
Landkreis Altenkirchen setzt bei der Wärmeversorgung weiter auf Holz
Vor kurzem haben die Umbaumaßnahmen an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Betzdorf-Kirchen begonnen. In der Schule wird die Wärmeversorgung umgestellt: Ein zentrales Heizsystem, bestehend aus einem Holzheizwerk, einer Solarthermieanlage und einem erdgasbetriebenen Spitzenlastkessel, soll die bisherige Versorgung des Schulgebäudes und der angrenzenden Turnhalle durch Erdgas ersetzen. Das Team hinter dem Projekt bilden Oliver Weber und Dirk Eiteneuer vom Gebäudemanagement der Kreisverwaltung Altenkirchen sowie der Klimaschutzmanager des Kreises, Stefan Glässner.
CO2-Einsparung von mehr als 80 Prozent
Verschiedene Energiesparmaßnahmen (z.B. die Anpassung der Regelungstechnik) haben den Heizenergiebedarf der beiden Gebäude in den letzten Jahren bereits signifikant senken können, sodass die bestehenden Heizungsanlagen nun überdimensioniert sind. „Mit der Anpassung der Kesselleistung an die aktuelle Heizlast und mit der Versorgung von Schulgebäude und Turnhalle im Nahwärmeverbund durch ein modernes Heizsystem wird der Energieverbrauch zukünftig deutlich sinken“, erläutert Projektleiter Dirk Eiteneuer. Dank der Umstellung des Heizsystems auf regenerative Energiequellen – Holzhackschnitzel und Solarthermie – wird zudem der Ausstoß von Treibhausgasen auf ein Minimum reduziert. Eine CO2-Einsparung von mindestens 80 Prozent wird erreicht. Dies bedeutet eine Reduzierung der Kohlenstoffdioxidemissionen von rund 300 Tonnen. Hintergrund der Projektidee ist das große Holzpotenzial des Landkreises Altenkirchen, mit einem Waldanteil von über 50 Prozent einer der waldreichsten in Rheinland-Pfalz. Die Mobilisierung dieses Energiepotenzials wurde im Klimaschutzkonzept als ein zentraler Bestandteil zur Erreichung der gesetzten Klimaschutzziele erkannt. Der Kreis sieht sich in einer Vorbildfunktion, um den Bürgerinnen und Bürgern und insbesondere den Unternehmen die ökologischen und ökonomischen Potenziale der energetischen Holznutzung bewusst zu machen und setzt nun mit der Umrüstung der berufsbildenden Schule bereits das vierte Biomasseprojekt durch sein Gebäudemanagement um. „Nach der Umrüstung an der berufsbildenden Schule basiert mehr als ein Viertel der Wärmeversorgung in den Kreisliegenschaften auf der Nutzung von Holz“, erläutert Referatsleiter Oliver Weber.
Attraktive Förderung durch den Bund und das Land
Der Landkreis Altenkirchen hat 2013 die geförderte Stelle eines Klimaschutzmanagers zur Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes geschaffen. Durch die Besetzung der Stelle war im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums die Beantragung einer attraktiven Bundeszuwendung für die Durchführung einer sogenannten ausgewählten Maßnahme möglich – die Mittel werden für die Umrüstung der Heizzentrale verwendet. Zusätzliche Fördermittel konnte die Energieagentur Rheinland-Pfalz vermitteln. Das Förderprogramm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur“ (ZEIS) des Landesministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forste unterstützt Investitionen in Rheinland-Pfalz, die den Zweck verfolgen, die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Energieversorgung zu verbessern. Einerseits können Biomasse, geothermische und solare Energie, industrielle Abwärme und Wärme aus Abwasser als regional verfügbare Energien stärker für die Wärmeversorgung aktiviert werden. Andererseits können vorhandene Abnahmepotenziale durch Einspeisung in bestehende oder neue Wärmenetze vermehrt erschlossen werden. Das Förderprogramm ZEIS steht grundsätzlich offen für Kommunen, Zweckverbände, Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts sowie Eigengesellschaften kommunaler Gebietskörperschaften, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Genossenschaften. „Die Förderung von Bund und Land ist notwendig um die Wirtschaftlichkeit der Umrüstung der Heizzentrale auf regenerative Energien darzustellen. Bei den derzeitigen Preisen für fossile Brennstoffe ist dies nicht so einfach“, so Klimaschutzmanager Stefan Glässner. Trotz der niedrigen Preise für Öl und Gas geht man das Projekt an, auch vor dem Hintergrund der langfristig zu erwartenden Preisentwicklung.
Ausgewählte Klimaschutzmaßnahme an der BBS Betzdorf-Kirchen fertiggestellt
Seit Ende Oktober hat der Kreis ein weiteres Vorzeigeprojekt im Bereich des Klimaschutzes. Das gut 900.000 € teure Klimaschutzprojekt an der BBS Betzdorf-Kirchen konnte endlich fertiggestellt werden. Das neue Heizsystem, bestehend aus Nahwärmverbund, Holzhackschnitzelanlage, Solarthermieanlage und Erdgas-Spitzenlastkessel, senkt die Treibhausgasemissionen an der Kreisliegenschaft um Sage und Schreibe über 80 Prozent.
Kreisbeigeordneter Günther Knautz, Staatssekretär Dr. Joachim Griese und Schulleiter Michael Schimmel freuen sich zur offiziellen Eröffnungsfeier gemeinsam über die Umsetzung des außergewöhnlichen Klimaschutzprojektes.
Die Umsetzung der ausgewählten Klimaschutzmaßnahme war nur durch die Förderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie das rheinland-pfälzische Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten möglich:
Ausgewählte Klimaschutzmaßnahme in der Presse
Gemeinde und Stadt, Heft 01/2017
Rhein-Zeitung 10.12.2016
Siegener Zeitung 10.12.2016
Rhein-Zeitung 09.12.2016
Rhein-Zeitung 09.09.2016
Siegener Zeitung 25.08.2016
Behördenspiegel März 2016
Impressionen zur ausgewählten Klimaschutzmaßnahme:
Das neue Gebäude für die Holzhackschnitzelanlage während der Bauphase Anfang August 2016.
Die befahrbare Öffnung zum Hackschnitzelsilo.
Projektleiter Dirk Eiteneuer erklärt bei der offiziellen Eröffnung des neues Heizsystems die technischen Details.
Kreisbeigeordneter Günter Knautz, Staatssekretär Dr. Joachim Griese und Schulleiter Michael Schimmel bei der offiziellen Eröffnung des neuen Heizsystems an der BBS Betzdorf-Kirchen.
Der neue Hydraulikraum von innen bei der Eröffnungsveranstaltung im Dez 2016. Links hinter der Bretterwand befindet sich das Holzhackschnitzellager und unter der rotem Abdeckung die Schubbodenanlage zum Transport der Hackschnitzel.
Das Herzstück des neuen Heizsystems, der 300 kW Holzhackschnitzelkessel.
Die beiden 3250 l fassenden Pufferspeicher.
Die Solarthermieanlage auf dem Dach der BBS Betzdorf-Kirchen, mit der 66 m² Röhrenkollektorenfläche der Firma Paradigma. Aus statischen Gründen musste die Anlage entgegen der ursprünglichen Planung durch eine Stahlkonstruktion erweitert werden.